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Chronoworking: Bye-bye 9-to-5!

Dein Job macht dich müde und frustriert? Vielleicht liegt es daran, dass du gegen deine innere Uhr arbeitest. Immer mehr Menschen fordern auf Social Media ein flexibleres Arbeitsmodell – Chronoworking. Aber was steckt wirklich dahinter? Zwei Expertinnen klären auf.

Ob Frühaufsteher, die um fünf Uhr morgens fit sind, oder Nachteulen, die erst nach mehreren Kaffee in Gang kommen – der klassische 9-to-5-Job passt für viele nicht mehr. Stattdessen könnte es viel sinnvoller sein, dem eigenen Biorhythmus zu folgen. Genau das fordern viele unter dem Hashtag #chronoworking.

Job-Coaches wie Vincent Anderson und Berater wie Josh Drean schwärmen auf TikTok bereits davon: Menschen, die nach ihrem Chronotyp arbeiten, sind zufriedener, gesünder und leistungsfähiger.

Warum Chronoworking im Trend liegt

Laut Karriere-Expertin Gaby Wasensteiner von LinkedIn ist das Bedürfnis nach mehr Flexibilität groß: „45 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich mehr Work-Life-Balance.“ Auch Professorin Sabine Brunner von der FH Erfurt sieht eine wachsende Individualisierung im Job. Chronoworking ermöglicht es, sich besser an den eigenen Rhythmus anzupassen – was viele Menschen ohnehin schon bei der Berufswahl im Hinterkopf haben.

Den eigenen Chronotyp erkennen

Es geht vor allem darum, herauszufinden, welcher Arbeitstyp man ist. In der Vergangenheit mussten viele Menschen früh aufstehen, obwohl es ihrem Naturell widersprach – sei es durch die Schule oder den Job. Professorin Brunner betont: „Viele tun sich schwer, sich davon zu lösen und selbst zu entscheiden.“ Dabei sind Angebote wie flexible Arbeitszeiten oder Remote-Work bereits in vielen Unternehmen etabliert.

Chronoworking: Der Realitätstest

Für Selbstständige mag es einfacher klingen, nach der inneren Uhr zu arbeiten. Doch auch für Angestellte gibt es inzwischen viele Optionen – von Gleitzeit bis hin zu Homeoffice. Allerdings bringt Chronoworking auch Herausforderungen mit sich, wie Wasensteiner betont: „Es erfordert technische Voraussetzungen und eine gute Selbstorganisation – das liegt nicht jedem.“

Nicht für jeden Job geeignet

Natürlich funktioniert Chronoworking nicht überall. In Pflegeberufen oder der Produktion mit festen Schichten ist es schwer umsetzbar. Außerdem spielen oft externe Faktoren wie Betreuungszeiten eine Rolle. Professorin Brunner sieht hier klare Grenzen.

Kommunikation ist der Schlüssel

Chronoworking verlangt nicht nur Flexibilität, sondern auch offene Kommunikation im Team. Wasensteiner erklärt: „Es ist wichtig, individuelle Präferenzen offen anzusprechen, um das volle Potenzial auszuschöpfen.“ Das fördert zudem die Zusammenarbeit und den Teamgeist.

Chronoworking für die Gesundheit?

Wer auf seinen Chronotyp achtet, kann leichter herausfinden, wann er am produktivsten ist. Wasensteiner selbst ist eine „Eule“ und arbeitet abends am besten. Sie empfiehlt, kreative Aufgaben dann zu erledigen, wenn man am produktivsten ist – und Routinejobs auf den Morgen zu legen.

Die Kehrseite von Chronoworking

Auch wenn die Vorteile auf der Hand liegen – flexiblere Arbeitszeiten, mehr Zufriedenheit und Produktivität – bringt Chronoworking organisatorischen Aufwand mit sich. Führungskräfte müssen Teams gut koordinieren, wenn jeder zu unterschiedlichen Zeiten arbeitet.

Letztlich funktioniert Chronoworking nur, wenn beide Seiten Kompromisse eingehen. Der Arbeitgeber muss flexibler werden, aber auch die Arbeitnehmer müssen verlässlich bleiben. Denn am Ende geht es immer noch um die Erledigung der Arbeit – nur eben zu anderen Zeiten.