KI - Künstliche Intelligenz

Super-Apps & KI-Assistenten: Wird aus Convenience bald Kontrolle?

Von WeChat bis WhatsApp, von ChatGPT bis zur nächsten „Super-Intelligenz“ – wir stehen an der Schwelle zur größten digitalen Umstrukturierung seit dem Smartphone. Aber während Asien längst mit Super-Apps lebt, diskutieren wir in Europa noch: Wollen wir das überhaupt? Und vor allem – zu welchem Preis?

Super-App – was ist das überhaupt?

Kurz gesagt: Eine App, die (fast) alles kann. Schreiben, zahlen, buchen, shoppen, Arzttermin klarmachen und das Bahnticket gleich mit – alles in einem Interface. In China ist WeChat längst das „Schweizer Taschenmesser“ des digitalen Lebens. In Indonesien sind Gojek oder Grab nicht wegzudenken.

Und bei uns? WhatsApp kann chatten. Die Bahn-App kann (manchmal) Tickets. Und fürs Zahlen brauchen wir Apple Pay oder PayPal. Kurz: Flickenteppich statt Superstruktur.

Nächster Halt: Superintelligenz

Das allein wäre ja noch verkraftbar – aber jetzt kommt der nächste Schritt: KI-gestützte Super-Assistenten, die nicht nur auf Zuruf reagieren, sondern antizipieren, was du willst. Oder denkst. Oder brauchen solltest.

Die Idee: Eine KI, die deinen Kalender kennt, deine Gewohnheiten beobachtet, deine Vorlieben versteht – und dir dann nicht nur Vorschläge macht, sondern Entscheidungen abnimmt.

Die Realität? Noch nicht da. Noch nicht robust. Aber mit GPT-5, Gemini und Co. schon deutlich in Sichtweite.

Klingt praktisch. Aber auch gefährlich?

Absolut. Denn wo alles zusammenläuft – laufen eben auch alle Daten zusammen. Und das ist der Punkt, an dem Bequemlichkeit zur Falle werden kann. Wer die App kontrolliert, kontrolliert den Zugang zu deinem digitalen Leben.

In China ist längst klar: Die staatliche Kontrolle ist Teil des Deals. In Europa müssten wir andere Wege gehen – wenn wir wollen.

Wo bleibt Europa?

Aktuell: hinten dran. Zwar gibt es Projekte wie die „OneApp4All“ von KOBIL in Deutschland – aber der große Wurf fehlt. Vielleicht, weil wir Datenschutz ernst nehmen. Vielleicht auch, weil wir keine klare Vision haben, wie die digitale Zukunft aussehen soll.

Was wir bräuchten, ist nicht die nächste WeChat-Kopie, sondern ein europäischer Gegenentwurf: Smart, modular, transparent. Und vor allem: auf der Seite der Nutzer.

Die Zukunft gehört nicht der größten App – sondern der besten Idee

Super-Apps und KI-Assistenten werden kommen. Die Frage ist nur: Lassen wir sie über uns hinwegrollen – oder gestalten wir sie mit?

Wir stehen vor einer Entscheidung: Wollen wir alles in einer App – aber zum Preis der Kontrolle? Oder bauen wir etwas, das Nutzer stärkt, statt sie nur zu lenken?

Die Technologie ist da. Die Frage ist, wie wir sie einsetzen.


🧠 Mein Take:
Ich glaube nicht an eine One-App-to-rule-them-all, sondern an offene Plattformen, die sich verbinden lassen. An digitale Begleiter, die nicht alles wissen – sondern das Richtige. An KI, die empowern soll, nicht entmündigen. Und genau daran sollten wir in Europa jetzt arbeiten.