Hybrides Arbeiten

Hybrid oder Vollzeit im Büro? Ein Experiment zeigt klare Ergebnisse

Hybrid arbeiten oder komplett zurück ins Büro? Vor dieser Frage stand ein Reiseunternehmen – und ließ beide Konzepte im direkten Vergleich gegeneinander antreten. Das überraschende Ergebnis: Die Produktivität blieb gleich, doch ein anderer Aspekt wird Führungskräfte aufhorchen lassen.

Der Trend zurück ins Büro hat viele Unternehmen erfasst. Doch wie viele Tage im Office sind optimal? Während Amazon-Chef Andy Jassy fünf Tage pro Woche vor Ort fordert, hat Meta schon 2023 auf eine 3-Tage-Präsenzregelung umgestellt. Der Reiseanbieter Trip.com wollte es genau wissen und startete ein Experiment.

Drei oder fünf Tage im Büro? Sechs Monate, zwei Modelle

Trip.com, ein internationales Reiseunternehmen mit Hauptsitz in Singapur, beschäftigt weltweit 40.000 Mitarbeiter. Rund 1.600 chinesische Angestellte aus den Abteilungen Marketing, Finanzen, Buchhaltung und Technik nahmen freiwillig am Experiment teil. Die Aufteilung der Gruppen erfolgte per Geburtsdatum: Eine Gruppe arbeitete sechs Monate lang fünf Tage pro Woche im Büro, während die andere nur montags, dienstags und donnerstags vor Ort war. Ein Performance-Review-System erfasste kontinuierlich die Ergebnisse.

In die Auswertung flossen auch Daten der zwei folgenden Jahre ein. Der Test wurde wissenschaftlich von Nicholas Bloom, Wirtschaftsprofessor an der Stanford University, sowie den Professoren James Liang und Ruobing Hang begleitet. Liang, Mitgründer und Vorstandsmitglied bei Trip.com, lehrt zudem an der Peking-Universität.

Präsenz oder Hybrid: Wie eine Arbeitsweise Millionen spart

Die Ergebnisse des Experiments zeigen: Hinsichtlich Produktivität, Leistungsbewertungen und Beförderungen gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Jedoch steigerte das hybride Modell die Zufriedenheit und senkte die Fluktuationsrate um beeindruckende 35 Prozent.

„Der Rückgang der Kündigungsrate war bei weiblichen Angestellten am stärksten ausgeprägt,“ schreiben Bloom, Liang und Hang in einem Bericht für den Harvard Business Review. Aber auch Mitarbeitende ohne Führungsposition und mit einem Arbeitsweg von mehr als 1,5 Stunden kündigten im Hybridmodell deutlich seltener. Die Studie errechnet dadurch Millionen-Einsparungen für Trip.com: „Laut der Society of Human Resource Management kostet jede Kündigung mindestens 50 % des Jahresgehalts des Mitarbeiters, was für Trip.com etwa 30.000 Dollar pro Kündigung bedeutet.“

Während manche Führungskräfte vor dem Experiment negative Auswirkungen auf die Produktivität befürchtet hatten, fiel das Fazit nach dem Testlauf vorsichtig optimistisch aus.