Zu groß, zu spät: Wie hybrides Arbeiten den ILB-Neubau in Potsdam überflüssig macht
Im Februar 2025 öffnet der hochmoderne Neubau der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) im Havel Quartier in Potsdam seine Türen – oder besser gesagt, er könnte. Denn was vor ein paar Jahren noch dringend gebraucht wurde, ist heute ein Symbol für eine überholte Planung: Büroflächen, die niemand mehr braucht. Der Grund? Die Arbeitswelt hat sich radikal verändert. Dank hybrider Modelle, Home-Office und Desksharing sind Büroflächen eher Kür als Pflicht. Und damit steht der neue ILB-Bau sinnbildlich für den Wandel unserer Arbeitskultur.
Vom Platzmangel zur Überkapazität: Ein Büro, das keiner braucht
2017 eröffnete die ILB ihren Hauptsitz in Potsdam. Schon damals galt das Gebäude als zu klein – die Bank wuchs, mehr Platz war dringend notwendig. Der Neubau sollte das Problem lösen und Platz für eine wachsende Belegschaft schaffen. Doch heute, nur acht Jahre später, ist die Realität eine ganz andere.
Die Pandemie hat gezeigt, dass viele Tätigkeiten problemlos von zu Hause aus erledigt werden können. Bei der ILB führte das zu neuen Home-Office-Regeln und dem Einsatz von Desksharing. Mitarbeitende teilen sich Schreibtische und verbringen deutlich weniger Zeit im Büro. Was damals ein dringendes Platzproblem war, ist jetzt eine Überkapazität. Der Neubau, einst gedacht als Rettungsanker, wirkt heute wie ein Relikt aus der Vergangenheit.
Hybrides Arbeiten: Warum sich die Spielregeln geändert haben
Die Pandemie hat die Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Flexibilität ist zur neuen Norm geworden. Laut einer aktuellen Studie von PwC setzen über 75 % der Unternehmen auf hybride Arbeitsmodelle. Präsenzzeiten im Büro? Minimal. Der Fokus liegt auf Effizienz, Flexibilität und Mitarbeitendenzufriedenheit.
Für die ILB heißt das: Der Platzbedarf hat sich drastisch reduziert. Moderne Technologien, Videokonferenzen und digitale Tools haben den klassischen Büroarbeitsplatz überflüssig gemacht. Weniger Fläche, weniger Fixkosten – für viele Unternehmen ein klarer Wettbewerbsvorteil. Doch was tun mit einem fast fertigen Neubau, der plötzlich keiner mehr braucht?
Was passiert jetzt mit dem ILB-Neubau?
Die ILB muss sich überlegen, wie sie den riesigen Neubau sinnvoll nutzt. Hier ein paar Optionen:
- Vermietung: Freie Flächen könnten an Start-ups, Co-Working-Anbieter oder andere Unternehmen vermietet werden. Hybrides Arbeiten macht flexible Bürokonzepte gefragter denn je.
- Flexible Nutzung: Warum nicht Räume für hybride Events, Workshops oder Networking zur Verfügung stellen?
- Komplette Umwidmung: Aus Büros könnten Wohnflächen oder hybride Gebäude entstehen, die sowohl Arbeiten als auch Wohnen ermöglichen – ein Modell, das immer beliebter wird.
Ein Denkzettel für die Zukunft
Die Geschichte des ILB-Neubaus ist kein Einzelfall. Sie zeigt, wie wichtig es ist, Raumplanung an die Arbeitswelt von morgen anzupassen – und nicht an die von gestern. Unternehmen, die noch auf starre Präsenzmodelle setzen, riskieren nicht nur überdimensionierte Büroflächen, sondern auch ihren Anschluss an die moderne Arbeitskultur.
Für die ILB steckt in der Herausforderung jedoch auch eine Chance: Der Neubau könnte als Pilotprojekt für flexible, nachhaltige Nutzungskonzepte dienen. Vom Ladenhüter zum Vorzeigeprojekt – wenn die Bank bereit ist, kreativ zu werden.
Fazit
2017 war der ILB-Hauptsitz zu klein, 2025 ist er zu groß – ein Spiegelbild des Wandels, den hybride Arbeitsmodelle mit sich bringen. Unternehmen müssen umdenken und sich der neuen Realität anpassen: weniger Fläche, mehr Flexibilität. Für die ILB könnte das eine neue Ära einläuten, in der Büroflächen nicht mehr nur Kosten verursachen, sondern echte Mehrwerte schaffen – für Mitarbeitende, die Bank und die Stadt Potsdam.

