Deutsche Effizienz vs. Realität: Warum der Berliner Flughafen das perfekte Management-Beispiel ist
Deutschland ist das Land der Perfektion, der Ingenieurskunst, der absoluten Planbarkeit. Und dann gibt es den BER. Zehn Jahre Verspätung, Milliarden über Budget und am Ende ein Flughafen, der am Eröffnungstag fast schon wieder veraltet war. Wenn das kein Lehrstück für Management ist, was dann?
Was können wir aus dem Chaos lernen – und wie schafft man es, nicht in dieselben Fallen zu tappen? Hier sind die sechs größten Management-Fehler des BER, die du in deinem Unternehmen (hoffentlich) vermeiden kannst.
1. Zu viele Köche verderben den Flughafen
Ein guter Flughafen braucht ein starkes Team. Der BER hatte… nun ja, gefühlt alle. Bauleiter wurden ausgetauscht wie Stadionwürste, Planer hatten alle drei Monate neue Ideen und keiner wusste, wer eigentlich das Sagen hat.
Lektion: Klare Verantwortlichkeiten sind Gold wert. Wer führt, wer entscheidet, wer trägt die Konsequenzen? Ohne das wird’s ein Chaos – oder eben ein Flughafen, der ein Jahrzehnt zu spät öffnet.
2. Meetings, die länger dauerten als die Bauzeit
Wenn man das gesamte Papier der BER-Meetings stapelt, könnte man wahrscheinlich einen neuen Tower bauen. Jeder wollte mitreden, jeder hatte Bedenken, aber keiner traute sich, mal einen klaren Cut zu machen. Ergebnis: 200.000 Änderungswünsche, aber kein funktionierender Brandschutz.
Lektion: Meetings sind sinnvoll – aber nur, wenn sie zu Entscheidungen führen. Sonst kannst du dir die Zeit auch sparen und den Flughafen einfach nochmal neu bauen.
3. Deadlines? Ach, machen wir einfach ein paar neue
Der BER hatte so viele Eröffnungstermine, dass sie fast ein eigenes Kalender-Set hätten rausbringen können. Die Bauverzögerungen wurden irgendwann zum Running Gag. Aber das Problem war nicht das Bauen selbst – es war das ständige Nachjustieren ohne echte Konsequenzen.
Lektion: Eine Deadline ist eine Deadline. Wer immer wieder schiebt, verliert an Glaubwürdigkeit – und irgendwann weiß keiner mehr, wann es eigentlich ernst wird.
4. Zu viel Perfektion statt schneller Lösungen
Beim BER wollte man alles perfekt machen. Und das ist löblich – wenn es nicht dazu führt, dass nichts fertig wird. Es wurden so viele neue Anforderungen reingeschmissen, dass der Bau irgendwann mehr Baustelle als Fortschritt war.
Lektion: Lieber 80 % perfekt und fertig als 100 % und nie geliefert. Google hat das Prinzip von „Launch fast, fix later“ perfektioniert – beim BER hätte ein bisschen Silicon-Valley-Mentalität nicht geschadet.
5. Technik? Funktioniert doch… oder?
Es gibt wohl kein besseres Symbol für den BER als die automatische Türen, die sich nicht automatisch öffneten. Das beste Beispiel, warum man Dinge testen sollte, bevor man sich selbst feiert.
Lektion: Testen, testen, testen. Ein MVP (Minimum Viable Product) hilft, Fehler früh zu erkennen. Wer erst bei der Eröffnung merkt, dass nichts funktioniert, hat Management im Hardcore-Modus gespielt.
6. Kommunikation à la „Wir kriegen das schon hin“
Öffentliches Krisenmanagement war beim BER so erfolgreich wie ein Fußballspiel mit zwei linken Füßen. Jeder neue Termin wurde mit vollster Überzeugung angekündigt – nur um dann wieder einkassiert zu werden. Am Ende glaubte keiner mehr an gar nichts.
Lektion: Ehrliche Kommunikation ist besser als Schönreden. Kunden (und Mitarbeiter) vertragen schlechte Nachrichten besser als Märchen, die eh keiner glaubt.
Fazit: Was Unternehmen vom BER lernen können
Der BER ist ein Mahnmal für schlechtes Management – aber auch eine unfreiwillige Masterclass, wie man es besser macht. Klare Verantwortung, funktionierende Deadlines, pragmatische Lösungen und echte Kommunikation hätten das Desaster verhindert.
Falls du also mal an einem Projekt arbeitest, das irgendwie feststeckt, frag dich einfach: „Sind wir gerade der BER?“ Wenn ja – schnell Kurs korrigieren, bevor das Ding zehn Jahre zu spät fertig wird.
Checkliste: So vermeidest du dein eigenes BER-Desaster ✅
✔ Klare Verantwortlichkeiten: Wer trifft Entscheidungen und wer trägt die Konsequenzen?
✔ Meetings nur mit echtem Zweck: Diskutieren ist gut, aber Entscheidungen sind besser.
✔ Deadlines sind heilig: Keine ewigen Verschiebungen, sondern realistische Planung.
✔ Perfektion ist nett, aber „fertig“ ist besser: Lieber 80 % mit Ergebnissen als 100 % im Nirgendwo.
✔ Testen, bevor es peinlich wird: Funktioniert das Produkt, bevor du es feierst?
✔ Ehrliche Kommunikation: Schönreden hilft nicht – Transparenz schafft Vertrauen.

